Um Transitionsprozesse auf NutzerInnen-Ebene in Gang zu bringen, ist es in einem ersten Schritt notwendig, Erklärungsansätze für das Verkehrsverhalten auf individueller Basis zu finden und zu analysieren. Hierfür gibt es bereits eine Vielzahl an Handlungsmodellen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und mit differenten Schwerpunkten.1Seebauer, Sebastian (2011): Individuelles Mobilitätsverhalten in Großstädten. Erklärungsmodell und Veränderungsmöglichkeiten für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Während beispielsweise in ökonomischen Verhaltensmodellen individuelle Einstellungen und Präferenzen keine Rolle spielen und ein Individuum damit als austauschbar angesehen wird, stellen sozial-psychologische Erklärungsmodelle genau diesen Einfluss von Einstellungen, Wahrnehmungen, Normen und Werthaltungen auf das Verhalten Einzelner in den Vordergrund.

In einem zweiten Schritt ist es notwendig, Verhaltensänderungen auf NutzerInnen-Ebene durch Interventionsstrategien zu begleiten. Dabei gibt es unterschiedliche Formen von Interventionsstrategien zur Verhaltensbeeinflussung wie Verhaltensangebote, Handlungsanreize, Wissensvermittlung etc., die auch je nach NutzerInnen-Gruppen und deren Merkmalen, Einstellungen und Verhaltensmustern divergieren können.

Individuelles Mobilitätsverhalten und Transitionsmodell auf NutzerInnen-Ebene

Das Mobilitätsverhalten hängt von einer Vielzahl an Einflussfaktoren ab, wie der Siedlungs- und Verkehrsinfrastruktur als Voraussetzung für Verhaltensalternativen, dem Wegetyp sowie Geld-, Zeit- und Bequemlichkeitskosten als auch persönliche Einstellungs- und Wertemuster. Diese ganzen verschiedenen Faktoren führen dazu, dass sich bestimmte Gewohnheiten im Mobilitätsverhalten herausbilden. Für einen umfassenden Verhaltenswandel ist es nun Ziel und Schwierigkeit zugleich, diese Gewohnheiten aufzubrechen und so Raum für Verhaltensalternativen zu schaffen. Dafür ist es notwendig von außen sowohl durch breit angelegte Maßnahmen als auch durch zielgruppengerichtete Interventionen zu unterstützen. Idealerweise sollten diese Interventionen aus einem Mix an verschiedenen Maßnahmenarten bestehen und auch Partizipations- und Beteiligungsprozesse umfassen.

Partizipation und Zielgruppenorientierung sind Strategien, die eine Verhaltensänderung zusätzlich unterstützen. ExpertInnen sind sich einig, dass die Einbindung von BürgerInnen notwendig ist, um zu einem tatsächlichen Verhaltenswandel zu kommen: Eine entsprechende Beteiligung erhöht – richtig eingesetzt – die Akzeptanz gegenüber Maßnahmen, was als Voraussetzung angesehen wird, dass diese auch umgesetzt, in Anspruch genommen werden und weitere Schritte erfolgen können. Eine Herausforderung partizipativer Prozesse ist dabei auch jene, der Befähigung zur Beteiligung. Oftmals verhalten sich sowohl EntscheidungsträgerInnen als auch NutzerInnen irrational gegenüber Veränderungen im Mobilitätsbereich bzw. braucht es Zeit, dass Vorteile neuer Angebote auch erkannt werden.

Zielgerichtete Maßnahmen lassen sich vor allem auf kleinräumiger, also regionaler, Ebene realisieren, um jeweils die gegebenen Rahmenbedingungen entsprechend berücksichtigen zu können. Daher erscheint es insgesamt auf regionaler Ebene sinnvoll, unabhängige Einrichtungen zu etablieren, die sich der Frage nach regionalen Mobilitätslösungen unter Einbindung der Bevölkerung und relevanter Akteure im Entscheidungs-, Planungs- und Umsetzungsbereich von Maßnahmen widmen.

Individuelles Mobilitätsverhalten und Gewohnheiten Infografik