Um eine Mobilitätswende zu erreichen, darf die Ebene der Governance von Mobilität nicht außer Acht gelassen werden, also der Interaktion und Entscheidungsfindung zwischen Stakeholdern unter Moderation und Anleitung durch Politik und Verwaltung. Die Governanceforschung setzt sich dabei mit dem Verhalten von individuellen und institutionellen AkteurInnen auseinander, darüber hinaus geht es auch um die insbesondere in komplexen gesellschaftlichen Zusammenhängen notwendige Koordination teils sehr unterschiedlicher AkteurInnen, etwa aus Ministerien, Agenturen, Infrastrukturbetreibern, öffentlichen und privaten Verkehrsunternehmen sowie Forschungsorganisationen.

Besondere Bedeutung haben hier zudem Ergebnisse aus der Verwaltungsforschung, die sich mit den unterschiedlichen Formen von Koordination im Verwaltungskontext auseinandersetzen. Interessant sind in diesem Zusammenhang die jeweils notwendigen Bedingungen für ein Gelingen von Steuerung, wie etwa Anreizsysteme, Zielsetzungen und Prozesse.1Dinges, M., Biegelbauer, P. und D. Wilhelmer (2017)

Ziel ist es, Handlungsvorschläge für die Governance von Transformationsprozessen zu erarbeiten, die im Hinblick auf die Beeinflussung von Mobilitätsmustern eine „Personenmobilitätswende“ unterstützen.

Mobilitätswende auf Governancebene

Auf der Governanceebene bedeutet eine Mobilitätswende einen paradigmatischen Politikwechsel weg von einer Fixierung auf Wachstum an zurückgelegten Kilometern bzw. Tonnage hin zum Hinterfragen von Zielsetzungen, Präferenzenordnungen und Technologien. Nur durch eine Abkehr von der Vorstellung, dass Wirtschaftswachstum um jeden Preis und im Wesentlichen ohne Rücksichtnahme auf dessen Auswirkungen jegliche Überlegungen im Hinblick auf soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit übertrumpfen kann, ist eine Mobilitätswende im besten Sinne erzielbar.

Dieser paradigmatische Politikwechsel benötigt eine Vorbereitung, wobei verschiedene Überlegungen sinnvoll erscheinen. Einerseits können Lösungen für alternative Mobilitätsformen in Nischen getestet und verbessert werden, andererseits kann Wissen um derartige Lösungen in Netzwerken gespeichert und diskutiert werden. Darüber hinaus wäre die Bildung einer Akteurskoalition sinnvoll, in der verschiedene Stakeholder ihre Standpunkte kennenlernen und annähern können. Eine derartige Koalition kann ebenfalls einen Politikwechsel vorbereiten, wenn sie entscheidende Akteure des Mobilitätssystems umfasst.

Infografik: Lernen in der Mobilitätspolitik, 4 Szenarien